Zur Geschichte von Mürlenbach

 


Auszug aus Broschüre und Artikel: Mürlenbach in Vergangenheit und Gegenwart

Zur Geschichte von Mürlenbach

Viele Spuren aus der Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit künden von frühester menschlicher Besiedlung unseres Raumes. Ausgrabungen, Funde und eine bis heute lebendige Überlieferung geben Auskunft über die hier vor der Zeitenwende siedelnden Kelten, über die anschließende Herrschaft der Römer sowie die für Mürlenbach so markante Zeit der Franken. Die frühe Geschichte des Ortes ist nicht urkundlich dokumentiert. Bis ins Mittelalter gibt es keine Schriftzeugnisse.

Von der Römerherrschaft künden viele Zeugnisse. Bei Weißenseifen trifft man an die heute noch stellenweise erkennbare Römerstraße. Wo diese am „Steinichten Berg“ vorbeiführte, befinden sich ausgedehnte Fundamente aus dieser Zeit.

Ein Kastell zum Schutze der nahe vorbeiführenden Römerstraße Trier - Köln und des Flußüberganges der Kyli wird vermutet. Auf dessen Resten soll die Bertradaburg erbaut sein.

Mürlenbach 1914Mürlenbach, Ortsmitte, um die Jahrhundertwende

„Auf dem Kloster“ wurden schon im Jahre 1519 Fundamente römischen Ursprungs untersucht. 1832 legte man in der Fimbach beim Bau der Bezirksstraße römische Bäder sowie 1840 auf der Gemarkung Hasselseifen Mauerreste einer dem Gotte Caprio geweihten römischen Tempelanlage frei.

In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden „Auf dem Kreuzchen“ aus dem 3. Jh. n. Chr. stammende römische Münzen gefunden. Sie waren in den Fundamenten eines römischen Landhauses vergraben.

Ein ungewöhnlich umfangreicher Hortfund römischer Münzen wurde 1886 im Distrikt Honigseifen gemacht. Die Münzen enden mit dem 3. Jahrhundert. Um 275 fielen die rechtsrheinischen Germanen in unser Gebiet ein. Münzen wurden in solchen Gefahrenzeiten versteckt und vergraben.

Auf dem Hanert legte man 1928 ein frührömisches Grab frei, das unter anderem Brandurnen, schön bemalte Medizingefäße und Lanzenstücke enthielt.

Die Siedlungsgeschichte hängt wesentlich mit den überregionalen politischen Ereignissen und strukturellen Veränderungen zusammen. So führten die kriegerischen Einfälle der Germanen (besonders im 3. Jahrhundert) zum Niedergang des römischen Reiches, und die Völkerwanderungszeit mit ihren Wirren sorgte zusätzlich für die Zerstörung oder Aufgabe der römischen Ansiedlungen.

In der Frankenzeit stand der Ort in hoher Blüte. Das Frankenreich erfuhr in seiner merowingischen Zeit die Einteilung in Grafschaften. Die Grafen waren die wichtigsten königlichen Beamten. In unserer engeren Heimat, im „Karosgau“, siedelte der Stamm der Karösen. Nach ungesicherter Überlieferung war Mürlenbach die Residenz der Grafen des Karosgaues.

Im Zusammenhang mit der ersten Stiftung der Abtei Prüm im Jahre 721 durch Bertrada (die Altere) von Mürlenbach mit ihrem Sohn Charibert wird der Ort zum ersten Mal genannt.

König Pippin (der Kleine) und dessen Gemahlin Bertrada (die Jüngere - Mutter Karls des Großen) legten den Grundstein zum Aufschwung der Abtei.

Ein markanter Tag in der Geschichte Mürlenbachs ist der 2. April 742. DerSohn Pippins (des Kleinen) und Bertradas (der Jüngeren) erblickte einer alten Überlieferung zufolge, welche die Mürlenbacher von Generation zu Generation weitergeben, auf der Bertradaburg (damals wohl ein befestigtes Hofgut) das Licht der Welt. Als Frankenkönig und römischer Kaiser „Karl d. Große“ bewegte dieser die europäische Geschichte.

Eine Urkunde Kaiser Lothars aus dem Jahr 852 bestätigt Güter der Grafen von Mürlenbach. In der Abschrift des Güterverzeichnisses „Prümer Urbar“ von 893 - Anmerkungen aus dem Jahre 1222 - wird der Ort „morlenbahc“ genannt. Der damalige Besiedlungsstand des Ortes und der umliegenden Gehöfte wäre sehr interessant, ist aber leider nicht überliefert.

Mürlenbach bildete stets eine organisatorische Einheit mit der von hier aus gestifteten Fürstabtei Prüm. Die Bertradaburg war deren Landesfestung, anden Grenzen zu den benachbarten Territorien Luxemburg und Kurtrier gelegen.

Im Burgflecken Mürlenbach tagte wohl auch ein Hofgericht. Früher belegte man kleine und große Verbrecher mit harten Strafen. Für schwere Verbrechen wurden die Täter ins Burgverlies gesteckt. Minderschwere Verbrecher verbüßten ihre Strafe am Halseisen. Das mittelalterliche Gerichts- und Halseisen, welches 1824 noch zu sehen war, stand auf der Kyllinsel und war an einer uralten Weide befestigt. Hier soll auch das Gericht seine Sitzungen abgehalten haben.

1794 kam das Gebiet zur Französischen Republik. Mürlenbach wurde Mairie (Bürgermeisterei). Am 15. Germinal XII (5. April 1804) wurde die Burg als Nationaleigentum erklärt und für 6150 Fr. (1640 Thaler) versteigert. Die stolze Bertradaburg wurde als „Steinbruch“ genutzt und um alles Verwertbare entblößt. Türen, Tore, Steinwerk wurden abgebrochen, um den Bedarf für Bauten in Ort und Umgebung zu decken.

Nach dem Wiener Kongreß kam Mürlenbach zur preußischen Rheinprovinz und war bis 1930 Sitz der Amtsbürgermeisterei.

Mürlenbach behielt durch die Jahrhunderte im wesentlichen seinen Ortsnamen bei, allerdings in nicht weniger als 22 verschiedenen Schreibweisen, die in den unterschiedlichen Literaturquellen in wechselnder Folge auftreten. Eine Auswahl soll veranschaulichen, daß sich klanglich wenig veränderte, die Schreibweise jedoch viele Varianten darbietet: morlenbahc/Morlenbach, Moirrelbach, Moirlebach, Murlebach, Mürelbach, Moerelbach, Mörlebach, Mürlebach ... Mürlenbach.

Mürlenbach LuftbildOriginal Fliegeraufnahme von 1935 »Luftkurort Mürlenbach (Eifel)«

Interessant ist die Entwicklung der Einwohnerzahlen. Die älteste Angabe ist aus dem Jahr 1684 - es wurden 23 „Feuerstellen“ (Höfe) gezählt. 1788 waren es 375 Einwohner, 1818 bereits 466 und 1854 wohnten hier 647 Menschen. 1894 waren es 710 und 1952 erreichte Mürlenbach 942 Einwohner. Am 30.6.1992 betrug die Einwohnerzahl noch 762, und am 1.1.1996 waren nur noch 701 Personen mit Hauptwohnung angemeldet; zusätzlich waren 75 Personen mit Nebenwohnung registriert.

Hohe Verluste hat die Gemeinde in den beiden Weltkriegen erleiden müssen. Es sind 26 Personen im 1. Weltkrieg und 76 Personen im 2. Weltkrieg zu beklagen, die als Soldaten gefallen oder durch Kriegseinwirkung ums Leben gekommen sind. 13 Menschen kamen im 2. Weltkrieg in ihren Häusern durch Bomben um. Ein Inferno erlitt Mürlenbach vom 22. bis 24.12.1944, als ein im Bahnhof abgestellter Munitionszug in Brand geschossen wurde. Am Heiligabend bewirkte dessen explodierende Ladung Tod und Zerstörung, eine grauenvolle „Bescherung“.

 

Herausgeber: Ortsgemeinde Mürlenbach 1997
Redaktion: Eifelverein OG Mürlenbach
Text: © Ernst Becker

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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